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ZEITSCHRIET
FÜR DIE
GESCHICHTE des OBERRHEINS
HERAUSGEGl^BEN
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ßSOSSHERZOßUCHEN ßENERAL-LAHBESARClVE ZU KÄIILSSDHE.
XXXVI. BAND.
KARLSRUHE. , . ,
UBUOK DHD TJUtLAG DKR 0. BBAÜN'SOHXN UOFBDOBEANDLÜNa 1883.
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Inhalt.
Seite
Zur Kritik Königshofens. (Topf.) 1. u. 171
Materialien zur Geschichte der Landgrafischaft Neuenbürg. II. Der auf dem Reichstage zu Lindau, 1497, zwischen 4er Land- grafschaft Neuenbürg und den Hegauern abgeschlossene Vertrag.
(Both von Schreckenstein.) 49
Die Universität Heidelberg in den letzten Jahren der pfalzbairischen
Regierung. (Winkelmann.) 63
Urkunden zur Geschichte des Breisgaus. (Hartfelder.) 81
Dorfordnung zu Riegel vom Jahr 1484. (Maurer,) 124
Eine fürstliche Hofhaltung am Ende des 16. Jahrhunderts, (v. Weech.) 140 Beiträge zur Geschichte des Stifts und der Stadt Waldkirch. I.
(Roth von Schreckenstein.) 212
Breisgauer Weisthümer. (Hartfelder.) 241
Beiträge zur Geschichte des Stifts und der Stadt Waldkirch. II.
(Both von Schreckenstein.) 286
Urkundliche Nachrichten über den Ausgang der Speierer Haus- genossenschaft. (Harster.) 322
Symbole bei Leheusmuthungen aus Urkunden des 14. und 15. Jahr- hunderts. (Alwens.) 427
Beiträge zur Geschichte des Stifts und der Stadt Waldkirch. III.
(Both von Schreckenstein.) 433
Beiträge zur Geschichte der Volkswirthschaft und zur Sittengeschichte.
(V. Weech.) 461
Dr. Josef Bader, grossh. bad. Archivrath a. D. (Nekrolog.) . . . 476 Register 479
Mittheilungen der badischen historischen Gommission No. 1.
490873
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Zur Kritik Eönigshofens.
Die bis vor wenigen Jahren noch allgemein anerkannte Autorität der Chronik des Jacob Twinger von Königs- hof en hat eine erste und gleich sehr bedeutende Einbuße durch die neue Edition von Hegel in den „Chroniken der deutschen Städte" Bd. 8 und 9 (1870 u. 71) erfahren. „Der Charakter unseres Autors," sagt der Herausgeber *, „bekundet sich zunächst in der Art, wie er seine Quellen benützt. Er schreibt sie nicht bloß ab, sondern erlaubt sich in willkürlicher Verknüpfung, Abänderung und Ausschmückung die größten schriftstellerischen Freiheiten." Er suche, heißt es weiter, die überlieferte Geschichte nach dem Geschmacke der Zeit herzurichten, sie unterhaltend und belehrend, pikant zu gestalten, beweise durchweg die Gabe eines guten Erzählers und verstehe es, die trockenen Berichte seiner Quellen durch kleine Abweichungen aufzufrischen. Mit der geschichtlichen Wahrheit brauche es ein Geschichtschreiber dieser Art nicht besonders genau zu nehmen, und Königshofen habe von dem eigentlichen Beruf des Historikers offenbar nur einen schwachen Begriff. Er gehe mit der Chronologie leichtfertig um, setze gelegentlich seinen Quellen etwas hinzu und mache wohl in besonderer Absicht Geschichte. „Man wird hiemach auch in der Zeitgeschichte, wo er als originaler Geschichtschreiber eintritt, keine größere Gewissenhaftigkeit von ihm verlangen." Die allgemeine Verachtung, in welche das Papstthum herunter- gesunken war, findet in der Chronik zugleich Ausdruck und Beweis. Königshofen ist von gut kaiserlicher Gesinnung ^ er besitzt ein warmes Herz für sein Vaterland, er fühlt sich vor Allem als Straßburger Bürger. Diese seine Vaterstadt Straß- burg liebte er und hielt ihre Freiheit hoch entgegen dem Bestreben der Bischöfe, sie in die alte Dienstbarkeit zurück- zubringen.
1 St. Chr. 8, 179 ff.
Zeitschr. XXXVI. 1
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Mit Hegels Ansicht im Uebrigen übereinstimmend betont Seh er er* besonders scharf das Verfahren Königshofens bei Abfassung seiner Chronik. „Er erklärt Alles für gute Beute, nimmt was er kriegen kann und schreibt aus was ihm paßt. Kurz er arbeitet wie ein heutiger literarischer Tagelöhner, der aus fünf Büchern ein sechstes zusammenleimt."
Lorenz*^ pflichtet im Wesentlichen den Ausführungen Hegels und Scherers bei. Er sieht in unserem Chronisten „ein starkes, aber sehr gutes Beispiel für die historiogräphische Methode im Mittelalter". Hegel ließ Königshofcn wenigstens noch einzelne Partieen als originale Arbeit, Lorenz will ihm selbst diese kaum zugestehen. Auch in den Theilen, meint er, welche nach Hegels Vorgang ^ als selbständig angesehen werden, dürften die wenigsten Abschnitte den Eindruck der Originalität auf den unbefangenen Leser hervorbringen. Es sei wahrscheinlich, daß Königshofen den Gewährsmann, der ihm von der Schlacht von Nikopolis oder selbst von den näheren Schweizer Schlachten berichtete, ebenso schonungslos abgeschrieben habe, wie seine Straßburger Vorgänger, denn nur der verhältnismäßig kleinste Theil seiner zeitgenössischen Mittheilungen weise auf eigene Erlebnisse oder mündliche Berichte betheiligter oder mithandelnder Personen. Selbst '^''^ eingestreuten Sätze allgemein politischer Natur und poli- en Urtheils möchte er nicht als Eigenthum des Chronisten n.
lan sieht, das Urtheil der Neueren hat sich immer mehr Ungunsten des historischen Werthes des Straßburger hichtschreibers und seiner Chronik verschoben, 'reffende Schlaglichter nach derselben Richtung warfen hzeitig die Untersuchungen Weizsäckers über einzelne ^n bei Königshofen im 2. und 3. Bd. der Reichstagsakten.* 'h. Rupp in seinem Aufsatze „die Schlacht bei Döffingen"^ auf dem Standpunkte Hegels. Auf Hegels und Weiz- 3rs Untersuchungen basirt auch eine kürzlich erschienene ift von G. von der Au.^
0. Lorenz u. W. Scherer Geschichte des Elsasses 1, 83. — ^ Deutschi, lichtsquell. im Mittelalt. 1, 38 ff. — » St. Chr. 8, 181 f. - * Die idelten Stellen finden sich verzeichnet KTA. 2 p. II. nt. 1 und
V. nt. 2.-5 Forschung, z. deutsch. Geschichte 14, 551 ff. — ir Kritik Königshofens«, Dissert. Tübing. 1880? 1881? Der Verfasser
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Dagegen betrachtet nun 0. Kl eis sn er* als Grundlage einer Darstellung der Schlacht von Sempach die Beschreibung, welche Königshofen gibt. Denn dieser Bericht sei ein durchaus zeitgenössischer und dazu einer der eingehendsten und an- schaulichsten. Er wendet sich damit gegen Hegel, der die Erzählungen Königshofens von den Kriegen in Wirtemberg, in der Schweiz, von dem großen Städtekrieg als nicht besonders zuverlässig und glaubwürdig betrachtet.^
In derselben Weise wie Kleissner beruft sich auch Lindner in seiner „Geschichte des deutschen Reiches" an mehreren Stellen ausdrücklich auf das Zeugniß unseres Chronisten.'
Demzufolge stehen sich nach der Edition in den Städte- chroniken * heute noch zwei Ansichten über den Werth Königs- hofens schroff gegenüber. Die Einen gehen so weit, die Chronik als „eine rein mechanische Compilation ohne beson- deren Werth" hinzustellen, den Anderen ist sie eine wichtige Quelle.
Wir werden — um das hier vorauszuschicken — auf Grund unserer Untersuchungen jener ersteren, von Hegel im Allgemeinen begründeten Auffassung im Wesentlichen bei- stimmen, dieselbe zum Theil noch mehr zu Ungunsten des Chronisten verschieben müssen.
Diese Untersuchungen sollen sich auf diejenigen Abschnitte des 2. und 3. Capitels oder der Kaiser- und Papstgeschichte beschränken, welche Hegel (8, 181) als originale Arbeit Königshofens bezeichnet. Bisher sind sie, soviel ich sehe,
handelt „über die Quellen zur Reutlinger Schlacht" und „über den Aus- gang der Döffinger Schlacht". Für jene Schlacht, erklärt er, kauE Königshofens Bericht „der kritischen Prüfung nicht Stand halten" (p. 24) Für die Schlacht von Döffingen ist es mit Königshofen sicherlich nichl anders. Aber indem von der Au sich gegen die Ausführungen Ruppi (a. a. 0.) über diese Schlacht wendet, zieht er Königshofens Zeugnisj mehrfach herbei (p. 52, 53). Das ist nicht richtig. Rupp hat Königs- hofen hier besser erkannt. Was sonst in der Dissertation über der letzteren gesagt ist, beruht durchweg auf Hegel.
* Die Quellen zur Sempacher Schlacht und die Winkel riedsage Freib. Dissert 1873. — 2 Hegel in St. Chr. 8, 182. — 3 z. ß. I, 20, 71 414. — ^ Von Früheren, wie Aschbach, Staelin, zuletzt noch Vischer Geschichte des schwäbischen Städtebundes der Jahre 1376—1389, Forsch z. d. G. 2, 1 ff., welcher sich in zahlreichen wesentlichen Punkten alleii auf Königshofen stützt, können wir hier füglich absehen, da ihnen di< Arbeit Hegels noch nicht ^ur Hand war.
1*
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ausgenommen die Untersuchungen Weizsäckers über einzelne Stellen aus der Geschichte des Königs Wenzel (s. S. 2), noch nirgends eingehender behandelt worden.
Außerordentlich erleichtert hat mir meine Arbeit die vor- treffliche Ausgabe Hegels. Ihr verdanke ich die wichtigsten Fingerzeige, und, wenn ich zu einigen neuen Ergebnissen gelangt bin, so gebührt ihr dabei das eigentliche Verdienst. Bei der Fülle der Bemerkungen Hegels war es mir nicht möglich, an allen Stellen auf ihn zu verweisen. Möge mir deshalb gestattet sein, es hier ein für allemal zu thun.
I. Königshofen, zweites Kapitel.
St. Chr. 8, 485-498.
Wir setzen mit unseien Untersuchungen da ein, wo andere bekannte Quellen, zuletzt noch die Continuatio des Matthias von Neuenburg, unserem Chronisten nur noch spärliche Aus- beute, einige kurze Datirungen u. dergl. bieten, um eine bestimmte Grenze zu stecken, mit dem Jahre 1365. Der hier beginnende Abschnitt umfaßt die Regierungszeit Carls IV. von 1365 ab und diejenige seines Sohnes bis zur Wahl rechts. Wir nehmen der leichteren Uebersicht wegen 5 das Zusammengehörige zusammen. Dabei wird es sich dings nicht vermeiden lassen, daß mehrfach die Reihen- 3, welche Königshofen in seiner Darstellung eingeschlagen, rbrochen wird. Dieser Uebelstand wird sich jedoch nicht nders empfindlich machen, da die benutzte Ausgabe das •en außerordentlich erleichtert. Der 8. und 9. Band der Itechroniken (Straßburg 1 und 2) führen fortlaufende 3nzahlen. Ich citire deshalb nur die Seiten ohne Angabe betreffenden Bandes.
1. Besuch Carls IV. in Avignon.
486, 11-21.
ECönigshofens Bericht: Darauf (nachdem er in Straßburg 3sen war) reiste Carl IV. nach Avignon zum Papste Urban V. i schuf mit dem das er wolte". Der Papst beklagte , daß er früher einmal, bevor er Papst geworden, als itlicher Gesandter an die „Herren" von Mailand Briefe
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überbracht habe. Die „Herren" von Mailand waren unwillig über diese Briefe, und er mußte sie aufessen. Noch viel andere schmachvolle Behandlung war ihm von jenen zu Theil geworden; weshalb er den Kaiser bat, ihn zu rächen. Der Kaiser versprach das und zog wieder nach Deutschland zurück. Am 29. Juli traf er in Straßburg ein. Von da ging er nach Selz „und lag do stille".
Eigenthum Königshofens sind die Verhandlungen in Avignon. Eingeschoben sind sie in die aus der Contin. Matthiae Nüwenburg. ' herübergenommenen Angaben über Zeit und Ort der Reise: „ — recessit versus avinionem ad papam" und „in festo autem petri et pauli [Juli 29.] reversus fuit argentinam per navigium; inde recedens ivit in selse".
Die Absichten Carls IV. bei dieser Reise kennt Königshofen nicht. Er begnügt sich mit: „und schuf das er wolte". Da- gegen gibt er sich den Anschein, als sei er von den Ver- handlungen, welche von päpstlicher Seite ausgingen, sehr genau unterrichtet. Leider ist nun aber an seiner ganzen Erzählung kaum ein wahres Wort.
Am 23. Mai 1365 kam Carl IV. in Avignon an. Ob der Hauptzweck der Reise die Krönung in Arles war, welche am 4. Juni gefeiert wurde, wie Huber ^ annimmt, können wir hier füglich dahin gestellt sein lassen. Jedenfalls würde es sich darum handeln, was für wichtiger zu erachten, die Krone eines halbverlorenen und nicht zu haltenden Reiches oder die Verhandlungen mit der Curie über ihre Rückkehr nach Rom, ihre Entfernung aus französischem Einfluss. Uns gehen hier diese Verhandlungen an. Zunächst, und das war die Haupt- sache für den Kaiser nicht minder als für den Papst, wurde die Rückkehr des letzteren nach Italien erwogen. Ein Brief ürbans V. vom 14. Sept. 1366 an den Kaiser nimmt darauf Bezug.* Uebrigens ging die Politik des Kaisers schon lange dahin. Bereits im Jahre 1361 hatte er ürbans V. Vorgänger Innocenz VI. seine Begleitung nach Rom angeboten. Der
^ Studer p. 213. — ^ Einleit. in die Regest, des Kaiserreichs unter Karl IV. p. XXVn. — ' Theiner cod. dipl. dorn. temp. S. sed. 2 nr. 416: „— de deliberatione per te, cum in Curia Romana fuisti, nobiscum habita — Ceterum, fili carissime, licet contra nostrum accessum ad ürbem sen- timus impedimenta parari, tarnen in deo et magnificencia tua confisi, nee terremnr — quin nostrum firmum in hac parte propositum constanter et viriliter exequamur.**
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Papst hatte ihm damals versprochen, seine Unterstützung annehmen zu wollen, wenn sich die Gelegenheit dazu biete.* Immer wieder kam dann Carl mit seinem Vorschlag. Man sieht das aus einem Schreiben Urbans V. vom 23. Mai 1364.^ Er kam damit dem Verlangen der Päpste und besonders Urbans V. willkommen entgegen, lag diesen doch viel daran, ihre im mehrjährigen Streite mit den Visconti von Mailand um Bologna außerordentlich geschwächte Autorität in Italien wieder herzustellen. Auch bedeutende materielle Interessen spielten da mit hinein.
Diese die Visconti betreffende Angelegenheit, bisher von den Geschichtschreibern dieser Epoche, so viel ich sehe, kaum berührt^, bildete den zweiten Gegenstand der Unter- handlungen. Auch Johanna von Neapel nämlich hatte sich in Avignon eingefunden und diese, der Papst und der Kaiser trafen mit dem zu diesem Zwecke herbeigerufenen Grafen Amadeus von Savoyen eine Verabredung zur Bekämpfung der Visconti.^
Als dritter Gegenstand kam dann hinzu der Plan einer
^ Martene et Durand thesaur. 2, 946. — ^ Raynald. annal. eccles. ad 4 § 11. — 5 Weder Pelzel Kaiser Karl d. Vierte 2, 754 ff. noch acky Gesch. von Böhmen II, 2 p. 353 erwähnen davon ein Wort, wo über die Avignonesische Zusammenkunft sprechen. S. auch nt. 4. — lonument. histor. patriae III, SS. 1, 334 f. (chroniques de Savoye):
estre le pape, lempereur et la royne Johanne a conseil ensamble fut
que nul homme ne porroit mieulx faire venir a subjection les Vis- tes de Millan que feroit le conte de Sauoye, sy en voloit prendre la rge." J. Matthes Der zweite Römerzug Kaiser Karls IV. Dissert. i 1880 meint (p. 8), ia Avignon scheine von einem Vorgehen gegen nabö noch nicht die Rede gewesen zu sein. Er schliesst das aus dem ;wort8chreiben des Papstes (ap. Theiner 2 p. 438} auf die kaiserliche rage, was auf einen Brief Bernabö's zu entgegnen. Der Kaiser, heisst ia, solle dem Bernabö die reine Wahrheit einschenken, es handle sich
die Ausrottung der bösen Gesellschaften. Aber mir scheint jene ■rage beim Papst gerade zu beweisen, dass zwischen diesem und dem iser noch Abmachungen anderer Art als gegen die Gesellschaften tanden. Und weshalb die bestimmte Angabe der Chroniques de Savoye en) anzweifeln? Auf dem Frankfurter Reichstag von 1366 (s. unt. S. 10) ', so viel man sieht, allerdings von einem Zuge gegen die Visconti lit die Rede (Matthes p. 10). Aber das beweist auch nichts. Es sind verschiedene Gründe denkbar, weshalb man den Namen Bernabö aus i Verhandlungen fortliess. Der Zug richtet sich ja doch nun einmal
Allem gegen die Visconti.
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Abhülfe des Unwesens, welches die aus dem englisch- französischen Kriege übriggebliebenen Soldbanden, von den Zeitgenossen gewöhnlich „Gesellschaften" oder „Engländer" genannt, namentlich in Frankreich und Italien trieben. Darauf mußte naturgemäß die Sprache kommen, denn ein energisches Voigehen gegen diese Aller weltsfeinde konnte dieUebersiedelung der Curie nach Rom nur erleichtern. Man beabsichtigte damals in Avignon, sie zu bewegen, nach dem Osten gegen die Feinde der Christenheit zu ziehen. Auf diese Weise hoffte man sich ihrer am leichtesten und nützlichsten zu erledigen. * Der Kaiser wollte ihnen von den Grenzen Frankreichs bis Ungarn Unterhalt bieten oder, im Falle König Ludwig von Ungarn ihnen den Durchzug durch sein Land weigere, sie mit Aufwand der Hälfte des Einkommens aus dem Königreiche Böhmen auf drei Jahre auf venetianischen und anderen italienischen Schiffen über das Meer befördern. Der Papst versprach dagegen, zur Bekämpfung der Söldnerbanden einen gewissen Kirchenzehnten auszuschreiben.^
Ebenda in Avignon erlangte der Kaiser für den Erzbischof Johann von Prag die Würde eines apostolischen Legaten.®
Man sieht, in der Erzählung Königshofens liegt ein Theil dieser Unterhandlungen zu Avignon in allerdings naiver Fassung vor. Er sieht in der Klage des Papstes über die Beleidigungen der „Herren von Mailand" und in dem Versprechen des Kaisers, sie rächen zu wollen, den hauptsächlichsten Inhalt derselben. Das deutet auf den Streit des Papstes mit den Visconti, auf den Plan der Bekämpfung der letzteren hin. Dabei kann, willkommen für unseren Chronisten, ein recht bizarres Histörchen mit einfließen: „dovon müste dirre Urbanus die briefe essen". Wie bereits Hegel (485 nt. 3) anführt, kennen auch die mailändischen Geschichtschreiber diese Anekdote mit der Veränderung, daß man den päpstlichen Gesandten, zwei Prälaten, die Wahl gelassen, ob sie das
* Hegel 488 nt. bezeichnet eine diesen Umstand überliefernde Notiz des Guil. de Nangis, Chron. cont. ap. d'Achery spicileg. III, 137 als „einen recht naiven Einfall". Ein solcher ist es also nicht. — ' Für diesen Punkt sind von Wichtigkeit die Schreiben Urbans V. an den König Carl V. von Frankreich ap. Raynald. ad 1365 § 1, an die Legaten Egidius und Andruinus ap. Theiner cod. dipl. S. sed. 2. nr. nr. 403, 404, an den Erzbischof von Köln und seine Suffraganen ibid. 2, nr. 424. — ^ Beness. de Weitmil ap. Pelze! et Dobrowsky SS. rer. Bohemic. 2, 887.
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oder trinken wollten. Sie hätten sich für ien.* Die Anekdote selbst knüpft sich aiz ft Innocenz' VI., des Vorgängers Urbans V.^ onti. Wir haben es hier offenbar mit einem { Märchen zu thun, mit dem man sich in Kreisen die Feindschaft der Päpste mit den . Ob ein Heimkehrender es mit nach Straß- )b Königshofen es brieflich erfahren, bleibt ökdoten verbreiten sich bekanntlich sehr rasch
ärchen aber stützt sich Königshofen, haupt- eitet er das Verhältniß des Papstes und der
IV. ab, wie es sich damals gestaltet; etwas i er von der Zusammenkunft in Avignon gar
wird dadurch in ein sehr einseitiges Licht
Is IV. zweiter Zug nach Italien«
1368. Königsh. 490, 6—491, 19.
jshofens: Im Jahre 1369 gedachte der Kaiser Papstes gegen die Herren von Mailand. Er na mit einem großen Heere (var. aus Böhmen) führte ihm „zwenzig glefen" zu. Aehnliche Bi den anderen freien und den Reichsstädten, zog der Kaiser „zu ostern" nach der Lom- j Herren von Mailand. Die Lombardei, sagte las Reich — „also es euch wor ist" — und Seich seit vielen Jahren keinen Nutzen davon b wollte er die Herren von Mailand ihres und andere Vicare dort einsetzen, welche g legten, überhaupt ihren Pflichten nachkämen, •üsteten die Herren von Mailand ihre festen te zur Gegenwehr. Sie meinten: Der Kaiser )en, daß wir die Lombardei seiner Gewalt md sollte er auch sein Leben lang mit uns wollen wir gern anerkennen, daß wir kaiser- 3r sind. Will der Kaiser einen Dienst von
•ia di Milane 2, 104 f. u. nt.
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uns, so wollen wir ihm gehorchen mit Rittern und Knechten, will er Geld, so wollen wir es ihm geben, aber das Land er- hält er auf keine Weise.
Der Kaiser dagegen verlangte nach dem Lande und zog von Ostern bis Michaelis in der Lombardei umher, aber ohne eine Stadt oder eine Festung zu nehmen.
Die Herren von Mailand stauten (verswelletent) den Po, der das Lager des Kaisers und seiner Armee überschwemmte, so dass diese kaum dem Tode entrannen. Dazu wütheten Krankheiten (gros sterbotte) im Heere, namentlich unter den in zahlloser Menge anwesenden Böhmen. Zuletzt nahm der Kaiser Geld von den Herren von Mailand (var. und von Verona) und von den anderen Herren in der Lombardei und zog wieder heim.
Als der Papst Urban das hörte, meinte er zornig, er wolle es dahin bringen, daG der Kaiser wie sein Vorgänger Ludwig abgesetzt werde.
Unter diesen feindseligen Gedanken aber ward er krank und starb. Der Kaiser war somit seiner entledigt.
Soweit hierüber unser Chronist.
Daß Königshofen, trotzdem er Zeitgenosse ist (geb. 1346), sich in dem Jahre dieses Zuges irrt, nimmt uns nicht Wunder. Das passirt ihm sehr häufig; theils ist es einfache Flüchtigkeit, theils falsche Berechnung, welche aus dem Bestreben hervor- geht, möglichst viele und anscheinend genaue Daten beizu- bringen. Sagt er doch in der Vorrede zu seiner Chronik ^ selbst: „und wil ouch zu iedem dinge setzen die zale der jore von gottes gebürte, das men gerechen (berechnen) und wissen müge, wie lange es si das das geschach, oder aber bi weles keisers oder küniges ziten es geschehen si. wan es sprichet meister Huge von Florencie das ein geschehen ding von dem man nüt kan gesagen in welem jore oder bi weles küniges oder fürsten ziten es geschehen si, das sol men haben für eine fabule und für eine sagemere (leeres Gerede) und nüt für eine wore rede.*
Es ist recht schön, daß Königshofen den hier gerügten Mangel vermeiden will, leider macht er das aber in einer
* 230, 17 ff. — • Hugo Floriacens. histor. eccles. 3 prol. ap. Mon. Germ. SS. 9, 355 (Hegel).
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IS wünschen läßt, daß er eine Menge Datirungen assen hätte, da sie eben grundfalsch sind, er brach auf am 2. April 1368. Seit jener ift in Avignon waren die Verhandlungen wegen 5s ununterbrochen fortgeführt worden.^ Bei kommt der Entschluß zum Zuge dem Kaiser > (1369!) gedohte der keyser an die klage die >st get^n hette von den herren von Meygelon"
t oder September 1366 wurde in Frankfurt auf bag der Rorazug beschlossen. Es ist das unter ; den päpstlichen Schreiben vom 21., 26. und lesselben Jahres zu erkennen.* n zweiten Romzug Carls IV. stellte Straßburg id Knechte. Königshofen mag den Beschluß l Raths" (s. nt. 3) in dieser Sache vor sich iier benutzt haben, denn er gibt richtig an:
ime die von Strosburg zwenzig glefen".^ •t dagegen ist er sowohl über den Anlaß des UV schon sahen, als über dessen Verlauf unter- is Wahres ist zwar immer an seiner Darstellung, t versteckt, muß erst mit Hülfe besserer Quellen , werden. Für sich allein sind deshalb seine ber den zweiten Romzug fast ganz unbrauchbar. ist in der Lage eines Menschen, der im Finsteren uchend jetzt ihn findet, da ein heller Lichtstrahl
iören Böhmer-Huber Reg. nr. nr. 4348 a, 4480, 4483-85, 2, Päbste nr. nr. 106, 107, 109—114, 116-118, Reichssach, ), 462, 464-466. Beness. de Weitmil 1. c. 2, 395 f. VergL reite Römerzug E. Karls IV. dissert. Hai. 1880 p. 16 ff. »ct. ap. Raynald. ad 1366 § 21: „intendit de proximo in cum manu forti procedere (sc. Imperator). — De consilio atorum ac principum et magnatum Alemanniae ac Boemiae [amento, in oppido Frankfordiae Maguntinensis dioecesis
celebrato — . Vom 26. Octob. Archiv der Gesellsch. fflr ;sk. 9, 458 extr., vom 30. Oct. ap. Raynald. ad 1366 § 26. sassische und Strassburg. Chronicke von Jac. v. Koenigs- '. „Do koment unsere Herren Meister und Rat, Schoeffel ein, dass man unserme Herren dem Keyser dienen wolte ?me Bobeste — . Zum Ersten daz man yme dienen wolte
und knechten — . S. den Excurs I. am Schlüsse dieses
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ihn für Augenblicke erhellt, dann aber in der Irre aufs Gerathewohl weiter tappt.
Zunächst ist ihm der Zug ein Bachezug gegen die Herren von Mailand, zu dem die Klage des Papstes damals in Avignon den Anlaß gegeben. Daß die Bekämpfung der Visconti im Vordergrunde stand, ist richtig.* Zur Klage des Papstes aber bringt unser Autor jetzt plötzlich ein neues Moment — das Interesse des Beiches: „und sprach (der keyser): Lam- parten horte an daz rieh, also es euch wor ist, und were ime in vil joren kein nutz dovon worden, derumb wolte er die herren von Meygelon entsetzen und das laut innemen und andere pfleger und vicarien dar setzen, die ime joresrechenunge gebeut Yon Lamparten und detent daz sü tun soltent." Der Kaiser will also die Lombardei, die Herren von Mailand sind im Besitz derselben und sind nicht gesonnen, sie heraus- zugeben, „und solte er joch sinen lebetagen mit uns kriegen '*. Aber als kaiserliche Vicare ihm Dienst, Grehorsam und Geld zu gewähren, damit wollen sie einverstanden sein.
Das war die Auffassung, wie sie sich in Deutschland, vielleicht im Heere Carls selbst gebildet und die Königshofen kritiklos wie immer in seine Chronik herübergenommen. Seine Gewährsmänner sind — das liegt am nächsten — Straßburger Bürger gewesen, welche den Bomzug im Straßburger Contingent mitgemacht. Es ist erklärlich, daß diese die fernerliegenden Verhältnisse, besonders die Stellung der Visconti unrichtig beurtheilten. Die sollten für ihre üebergriffe gegen den Papst und die Kirche^ und gegen die Gonzaga von Mantua*, mit denen Carl IV. seit Langem in freundschaftlichen Beziehungen stand, zur Eechenschaft gezogen werden, aber sie standen nicht so, daß sie, wie unser Chronist annimmt, über die Lombardei verfügten. Auch fiel es ihnen nicht bei, von vornherein dem Kaiser Dienst, Gehorsam und Geld zu l}ieten. Mehr als das konnte der Kaiser ja gar nicht wollen.
Ein anderer Zweck noch sollte, wie wir sahen, auf diesem
1 S. oben S. 6 nt. 4. - ^ Baynald. ad 1368 S 2; Lange Auf- zählung der Gewaltthaten des Bernabö Visconti — „inter caetera ejus non facile numeranda facinora ex multo iam tempore ecclesias et ecclesiastica loca, ac Eomanae ecclesiae et imperii, de quorum adipe impinguatas et dilatatus existit, et aliarum etiam ecclesiarum ciyitates, terras et loca per ▼iolentiam occupare etc. — ® Böhmer reg. nr. nr. 4650, 4653.
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Zuge verfolgt werden, die Vernichtung der Gesellschaften. Davon erwähnt Königshofen nichts.^
Für den Verlauf des Zuges hebt Königshofen vier Punkte hervor: 1. der Zug dauerte bis „sant Michels tag" [29. sept.], 2. der Kaiser gewann weder Stadt noch Festung, 3. er entrann kaum dem Tode des Ertrinkens bei einer lieber- schwemmung, als die Mailänder den Po gestaut hatten, 4. Krankheiten rafften viele Leute des Kaisers, namentlich Böhmen, weg, welche in unzähliger Menge da waren.
Was die Dauer des Zuges betrifft, so ist der Kaiser von Mai 1368 bis August 1369 in Italien gewesen. Die Bestimmung Königshofens — bis gegen den 29. Sept. — ist also ungenau. Dasselbe gilt von der Bemerkung über das Resultat des Zuges: „doch gewan er (der keyser) keine stat noch vesten". Aller- dings waren die Erfolge des Kaisers auch in dieser Beziehung unbedeutend genug, aber einige kleine Festungen wenigstens hat er doch eingenommen.^
An die Erzählung von der Ueberschwemmung des Po erinnern auch italienische Berichte. So überliefert die Cronica
^ Allerdings tritt diese Angelegenheit aucli sehr in den Hintergrund dem Unternehmen gegen Mailand. In Avignon war die Bekämpfung Söldnerschaaren zwar als ein Hauptmoment zur Sprache gekommen, hatte der Papst den dort versprochenen Zehnten zur Unterstützung i zu dem Zwecke nach Italien gehenden kaiserl. Heeres ausgeschrieben mer reg. Päbste ur. 109—112), es hatte damals geschienen, als ob ur nach Italien kommen könne, wenn für die nöthige Sicherheit gegen Banden gesorgt sei. Aber ihm lag in erster Linie an der Unter- kung des Cinflusses der Visconti. So ist er denn auch in en eingetroffen, bevor noch von irgend einer Seite energische Schritte n die Gesellschaften gethan waren (Böhmer reg. Päbste nr, 114 a ff. 30. April 1367 brach Urban V. nach Italien auf, fast ein Jahr also Carl IV.). Es ist deshalb nicht richtig, wenn Huber (Einleit. zu ner reg. p. XXVII) sagt: »Da als nothwendige Vorbedingung (zur jrsiedelung der Curie nach Rom) die entfernung oder Vernichtung der lerbanden („gesellschafteu") erschien". Er sagt auf der folgenden I zwar selbst: „doch galt der zug jetzt nicht mehr so sehr den lerbanden, als vielmehr dem Bernabö Visconti", aber nur, um auf der liehen Seite, wo er ausführt, dass der Zweck des Zuges in der ptsache verfehlt sei, an erster Stelle wieder das Misslingen der Ver- tung der Gesellschaften zu nennen. Auch Matthes a. a. 0. sieht Unrecht den eigentlichen Zweck des Zuges in der Niederwerfung der oerbanden (vgl. namentlich p. 87). — ^ Böhmer reg. Reichssach. U, nr. 483.
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di Pisa*, daß Bernabö die Dämme des Po durchstechen ließ, um den Kaiser, als er sich einer Feste im Gebiete von Mantua zu bemächtigen suchte, zum Rückzug zu nöthigen. Es gelang ihm. Der Kaiser verlor hierbei 100 Mann. Das- selbe führt die Cronaca Rimin.^ an für die Kämpfe im Verone- sischen. Es kann in beiden Fällen vorgekommen sein, obschon andere Quellen nichts davon wissen. Die heimgekehrten Straßburger mögen es erzählt haben ^ und Königshofen reiht es natürlich bei seiner Vorliebe für derartige außergewöhnliche Geschichtchen seiner Chronik ein. Dabei passirt es ihm freiUch in sein^ Unkenntniß der italienischen Verhältnisse, daß er sich den Hergang etwas sonderbar vorstellt: „die herren von Meygelon verswelletent (stauten) das wasser genant der Pot, und mahtent es usgon über (überschwemmten) das velt".
Die „gros sterbotte" (Hinsterben, ansteckende Krankheiten, Pest), welche das Heer des Kaisers decimirte, erwähnen zwar andere gleichzeitige Berichte nicht ausdrücklich, aber die Notiz ist gewiß wahr. Sie bringt nichts Neues oder speciell Hierhergehöriges, denn Krankheiten sind stets im Gefolge eines Kriegszuges, besonders im Mittelalter, wo die Schwierig- keiten ausreichender Verpflegung und die mangelhaften sani- tären Maßregeln sie naturgemäß hervorriefen. Daß schließlich die böhmische Nation vor Allem im Heere vertreten gewesen, ist ebenfalls richtig.
Der Friedensschluß von Modena (1368, Aug. 27.) beendigte den kriegerischen Teil des itahenischsn Zuges. Er war herbeigeführt worden durch die Vermittlung des Herzogs Friedrich von Baiern, eines Verwandten des Bernabö.^ In d^ officiellen Abmachungen* wird mit keiner Silbe erwähnt, daß „der keyser gut (Geld) von den herren von Meygelon nam". Diese hatten wenig Anlaß, dem Kaiser Geld zu bieten, hatte er sich doch keines namhaften Erfolges zu rühmen. Gleichwohl mußte ihnen aber am Ende auch daran gelegen
« Ap. Murator. SS. 15, 1049. - » Ap. Murator. SS. 16, 912. — s Annal. Matseens. Mon. Germ. SS. IX, 634: „Et duces Bawarini etiam intraTerunt Galliam (sc. Italiam); Stephanus juveüis dux Mediolanum juturus socerum suum ; Fridericus vero dux frater composuit Mediolanensem et cesarem, et pacarit papam cum Mediolanensi.** — ♦ Schreiben des Kaisers an den Erzbischof Cuno Ton Trier vom 28. Aug. 1368 ap. Hontheim histor. Trevir. 2, 186.
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einen kostspieligen Krieg zu beendigen, der zu keinem m Resultate führte.
iQ der Kaiser sich von den Visconti habe bestechen t, war die allgemeine Ansicht. Mehrere Faktoren wirkten Bildung derselben zusammen. Da war einmal der Allen enug bekannte Charakter Carls lY., dann mochte man nicht glauben, daß die Annalen eines mit großen Zu- ngen untemonmienen Zuges keine einzige angemessene irische That zu verzeichnen haben sollten, wenn Alles echten Dingen zugegangen, schließlich wußte man, daß aiser in Italien bedeutende Summen erhoben hatte \ wie Königshofen bemerkt: „ze jungest nam der keyser gut len herren von Meyelon (var. und von Beme) und von andern herren in Lamparten". Daß es aber die übende Meinung war, sieht man aus ähnlichen Aus- igen anderer Quellen in anderen Gegenden Deutschlands, gt Detmar*: „Mer de keiser en wolde den strid nicht i, unde nam goldes unde sulvers genoch van deme van n, unde toch mit simen here en wech. Dit vorsmade rte) deme pavese unde sime volke, dat he sik vorenede nigte) mit em sunder sinen willen." Und auch die les Matseenses 0* c,.) deuten darauf hin: „et idem cesar it Galliam (Italiam) in adjutorium domini pape et cuncte ne ecclesie, in pugnando predictum Mediolanensem; et c fideliter fecerit, deus seit, quia hostiliter nichil mdo profecit."
it dem Ausgange des italienischen Zuges konnte der
nicht besonders zufrieden sein. Die Visconti waren
iegt und standen in ungeschwächter Kraft da. Er sprach
1 seinen Unwillen wohl offen aus. Ich möchte aus
So von Siena 20000 Goldgulden: Cronica Sauese ap. Marat. 15, 06, von Pisa 100 000 Goldg.: Böhmer reg. Karls IV. nr. 4760, sach. 497, von Florenz 50 000: ibid. 4717. Palacky Geschichte von n II, 2, 358, nt. 508 wendet sich mit Entrüstung gegen „die len Schriftsteller, welche dem Kaiser wegen dieses ,Geldnehmen8* leutzutage so bittere Vorwürfe machen. -- Und wenn man sieht, arl IV. trotz der erhaltenen Summen doch noch seine Kaiserkrone renz versetzen musste, nm nur Geld zu erlangen, ist es da zu 1, dass er irgend grosse Summen aus Italien zurückgebracht habe?^ me Kaiser 1 — ' Chronik 291 z. J. 1368, im 1. Bde. der Lübeckischen ken, od. Grautoff.
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diesem Grunde die Notiz Eönigshofens „(do das der bobest ürbanus vernam, das der keyser hette sich lossen mit gut überkomen und die herren von Meyelon nüt hette vertriben also er sich g^en ime versprochen hette), do wart der bobest zornig" stehen lassen im Gegensatze zu Hegel, der sich 491 nt. 2 dagegen wendet. Einmal meint er, davon sei sonst nichts bekannt, aber die zuletzt angezogene Stelle des Detmar zeigt das Gegentheil („dit vorsmade deme pavese" etc.). Und das „freundliche Schreiben" des Papstes an den Kaiser vom 25. Juli 1370 besagt nach meinem Dafürhalten nur, daß der Papst es jetzt einmal mit König Ludwig von Ungarn gegen die Visconti probiren will, dabei aber doch die Feind- schaft Carls IV. sich nicht zuziehen mag, welche diesen Plan hindern könnte. Aber einverstanden mit Carls Vorgehen in Italien ist er deshalb noch nicht. An das, was Königshofen hinzufügt: „und meinde (der bobest): er wolte schaffen, das der keyser von dem riebe entsetzet wurde, also sime vorfaren keyser Ludewige were geschehen" ist jedoch nicht zu denken,
Urban V. kehrte im September 1369 nach Avignon zurück, traf dort am 24. ein und starb am 19. Dec. desselben Jahres.
Das Resultat des Obigen ist: Königshofen benutzte für den zweiten Romzug Carls IV. die Mittheilungen der nach Straßburg von der Heerfahrt aus Italien Heimgekehrten, für die Stellung der Straßburger 20 Glefen sah er die betreffende Urkunde ein, im üebrigen gibt er die herrschende Meinung des Volkes in Deutschland, speciell in Straßburg. Abgesehen von jener im Ganzen unwichtigen Urkunde, sind seine Quellen hier der Art, daß er sich aus ihnen unmöglich ein wahrheits- gemäßes Bild von den Vorgängen schaffen konnte. Zwar tippt er überall an die Wahrheit an, aber den eigentlichen Kern der Sache trifft er nicht. Für uns ist deshalb seine Darstellung vom zweiten Romzuge Carls nur insofern von einigem Werth als sie uns eben zeigt, wie man damals in Straßburg und wohl in Deutschland überhaupt über diesen Zug, über Carl IV., den Papst und die Visconti dachte.
Excurs L»
Die oben erwähnte Anordnung des Rates von Strassburg betreffend die Anssendung von 20 Glefen znm Heere des Kaisers (bei Scbilter a. a. 0. 1074 f.) würde in Widerspruch stehen mit dem Schreiben
« Zu 8. 10 nt. 3.
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Goos
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der Strassburger Bürgerschaft an den Kaiser, in welchem sie bittet, sie des Dienstes „über Berg^ zu entheben, da sie eben die „Englischen** wieder erwarte — wenn dies Schreiben wirklich in den Februar oder März 1368, also kurz vor den Aufbruch nach Italien (2. April) gehörte, wohin es Hub er (Regest. Beichssach. nr. 459. Ohne Datirung. Gedruckt bei Schilter a. a. 0. 1072—1073) setzt.
Ich möchte diesem Schreiben deshalb eine andere Stelle anweisen. Es passt Yiel eher in die Zeit nach dem Frankfurter Reichstag von 1366 (S. 10) im Spätsommer, wo der Romzug beschlossen wurde. Auf diesem Tag sind auch die Städte vertreten gewesen, denn der Romzug machte Geld, Truppen und anderweitige Unterstützungen nöthig und das mussteu bekanntlich die Städte mit in erster Linie aufbringen. Vgl. das Circular- Bchreiben des Kaisers an die vier Wetterauischen Städte (dann an Hagenau, Strassburg und gewiss noch andere) Tom 21. Jan. 1367, in welchem er um endgültige Antwort bittet, mit wie viel Gewappneten sie ihm nach Italien zu dienen gedächten: Wigand, Wetzlar'sche Beitr. fttr Geschichte and Rechtsalterthümer 3, 354: „und hat uns (Karl IV.) ernstlich gebeten (der Papst), daz wir yn czu Rome in sante peters stul füren wollen, als ir daz wol zu Frankenford nu newes da wir unsern hofe da hatten, von des Babstes boten habt vernomen**.
Auf einen Tag in Frankfurt, wenigstens auf die Anwesenheit des Kaisers daselbst ist in dem Strassburger Schreiben selbst (Schilter p. 1073) Bezug genommen : „uns haut unsere erbere hotten die wir nu zu nehste zu uweru gnaden gesendet hettent gegen Franckenfort wol geseit — und uwere meinunge gewesen si, daz wir uch dienen sullent über Berg.** Nun war allerdings der Kaiser auch 1368 30. Jan. bis 8. Februar zu Frankfurt (Böhmer reg. p. 374 f.), er hat damals auch den Strassburgem ihre Rechte, Freiheiten und guten Gewohnheiten zu schirmen versprochen (Wencker Ausburg. 88 f.), aber während dieses Aufenthaltes zu Frank- furt ist von Verhandlungen wegen des Romzuges nirgends die Rede. Es dürfte deshalb auch in dem Strassburger Schreiben an den Kaiser nicht auf ihn Bezug genommen sein. Abgesehen nun hiervon und von der inneren ün Wahrscheinlichkeit, dass Strassburg Anfang März den Kaiser um Befreiung vom Romzuge bittet, während es schon für das am 2. April aufbrechende Heer über 40 Mann aufbietet — dass der Beschluss zur Ausrüstung derselben noch vor dem Abmärsche Carls und nicht erst während des Romzuges zu Stande kam, geht aus der Fassung der Urkunde selbst hervor — , dürfte für unsere Annahme noch ein Umstand sprechen. In dem Strassburger Schreiben nämlich wird die Bitte um Befreiung vom Dienst „Über Berg** mit der drohenden Gefahr eines neuen Einfalls der „Engeischen** motivirt (Schilter a. a. 0. 1073:) „und daz der meinunge an allen zwifel sie in daz Laut zu komende**. Nun hört man anderweitig nichts von derartigen besonderen Befürchtungen im Anfange des Jahres 1368. Wenn die Sache überhaupt einen Grund hat und sie von den Strassburgem nicht nur vorgebracht wurde in der Absicht, damit um die Hülfsleistung nach Italien herumzukommen — in der That waren ja in jenen Jahren die Englischen stets zu fürchten — so dürfte sie sich viel eher auf das Ende des Jahres 1366 beziehen. Für diese Zeit nämlich
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berichten die Chroniques de la ville de Metz (publ. par HugueniD, znm Jahre 1366): „Item, en celledite ann^e [1866] apres la st. Remej (1. Octob.) Yinrent les Bretons en la comt4 de Lucembourg. Si les cbassa hors le duc de Brabant jusques en la duch^ de Bar^, während diese Quelle für 1867 oder 1368 nichts Derartiges erwähnt, trotzdem sie gerade die Bewegungen der Englischen sehr genau verfolgt.
Es möchte demnach die Reihenfolge die sein: Ende August 1366 erhalten die in Frankfurt anwesenden Gesandten Strassburgs den Auftrag, Strassburg solle für den neuen Komzug ein Contingent stellen. Darauf schreibt die Stadt an den Kaiser, sie hiervon zu entbinden, da die Englischen wieder ernstlich drohen, Herbst 1366. Am 21. Januar 1867 vom Kaiser von Neuem aufgefordert (Böhmer reg. nr. 4485), ihre letzte Antwort zu geben, mit wie viel gewappneten Leuten sie ihm nach Italien dienen wollten, beschliessen Meister und Rath Strassburgs, 20 Lanzen- reiter mit den nöthigen Knechten zu schicken.
Excurs IL
Palacky's Darstellung vom zweiten Romzuge Carls IV. bedarf mehrfacher Berichtigung (Geschichte von Böhmen II, 2, 357, offenbar im Anschluss an Pelzel, Kaiser Karl IV. 2, 800 ff.). Es heisst da: „und rückte (der Kaiser) vor andere befestigten Plätze, um sie einzunehmen. So wurde Verona im Sturme erobert und der zum Ersatz herbeieilende Galeazzo Visconti in die Flucht geschlagen; andere Orte hielten sich aber länger" (das soll doch wohl heissen: zuletzt wurden auch sie erobert). Pelzel und Palacky folgen in ihren Ausführungen, wie man aus Pelzel erkennt, dem späteren Piatina (Histor. Mantuana 3, 750 f. ap. Murat. SS. XX.), aber sie fügen zu dessen Erzählung die Erstürmung Veronas noch selbständig hinzu. Keine gleichzeitige Quelle, soviel ich sehe, auch keine spätere, weiss Etwas davon. Die besten Nachrichten über Carls IV. Erfolge gibt uns der Brief des Franz von Gonzaga an seinen Bruder Ludwig vom 24. Juni 1368, also aus den Tagen der Kämpfe selbst (Böhmer reg. Reichssach. 483). Danach beschränkten sich dieselben eben auf die Eroberung weniger unbedeutender Plätze.
Weiter: Sigmund ist nicht am 14., sondern am 15. Februar 1868 geboren, cf. Beness. 1. c. (4), p. 395.
Palacky: „Seine Truppen aber hatte er (der Kaiser) schon früher vorausgeschickt" (nach Italien). Dagegen Böhmer reg. nr. 4650 Schreiben Carls an die Gonzaga von Mantua: „während das beer in vierzehn tagen folge** und nr. 4651 Schreiben des Kaisers an einen Getreuen: „Sein ihm folgendes beer werde voraussichtlich in den nächsten vierzehn tagen eintreffen.**
Palacky: „Die kaiserlichen Truppen stiessen dort zu dem Heere der gegen Bernabö Visconti gebildeten Liga, und machten, mit diesem vereint, eine Masse von 40000 Streitern, meist Reiterei.** Der sehr späte Piatina, dem Palacky nach